Einleitung 9
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1.2.3.2 Pathogenese des klassischen Bartter-Syndroms
Wie in Abschnitt 1.2.2.2 beschrieben, ist das klassische Bartter-Syndrom das
am wenigsten abgrenzbare Krankheitsbild. Durch Kopplungsanalysen im
Bereich der bisher bekannten Kandidatengene wurde die Zugehörigkeit
verschiedener Patienten mit hypokaliämischer metabolischer Alkalose zu einer
der anderen Entitäten ausgeschlossen. In den Mittelpunkt des Interesses rückte
daher der basolateral gelegene Chloridkanal ClC-Kb im dicken aufsteigenden
Teil der Henleschen Schleife. Der Kanal besteht aus 687 Aminosäuren
[KIEFERLE et al. 1994], [BRANDT u. JENTSCH 1995] und konnte auf
Chromosom 1p36 lokalisiert werden [SAITO-OHARA et al. 1996].
Kopplungsanalysen unterstrichen die Bedeutung dieses Kanals in Bezug auf
die Pathogenese des klassischen Bartter Syndroms [SIMON et al. 1997]. In der
Folge konnten verschiedene Mutationen beschrieben werden, wobei es sich um
Deletionen, Nonsense- und Missense-Mutationen handelte [SIMON et al. 1997],
[JECK et al. 2001a].
Der ClC-Kb spielt eine wichtige Rolle bei der Chloridreabsorption. Während im
Bereich der apikalen Membran die physiologische Kopplung des NKCC2 und
ROMK einen Anteil von 50% des NaCl-Transportes ausmacht, gibt es im
Bereich der basolateralen Membran weitaus mehr Wege der
Chloridreabsorption. Neben dem ClC-Kb sind auch der KCl-Kotransporter und
andere Chloridkanäle wie der CFTR (cystic fibrosis transmembrane regulator)
und der ClC-5 an diesem Prozess beteiligt. Diese verschiedenen Möglichkeiten
der basolateralen Chloridreabsorption im dicken aufsteigenden Teil der
Henleschen Schleife sind möglicherweise für die unterschiedlich starke
Ausprägung des Salzverlustes und die anderer klinischer Symptome im Falle
eines Defektes im Bereich des ClC-Kb verantwortlich [JECK et al. 2001a].
Es wird ferner vermutet, dass die Stärke der Beeinträchtigung des NaCl-
Transportes im dicken aufsteigenden Teil der Henleschen Schleife und die
damit verbundene Reduktion des lumenpositiven Potentials einen direkten
Einfluss auf die Höhe der Kalzium- und Magnesiumausscheidung mit dem Urin
hat.
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